klüger, schneller – Gentech möglich! Basler Appell gegen Gentechnologie Editorial
War es vor einigen Jahren der menschliche «Gen-Pool», der verbessert werden sollte,so arbeiten heute Forschungseinrichtungen in aller Welt daran, uns auf individueller
Human Enhancement – Die Verbesserung des Menschen
Ebene zu «optimieren». Körperliche Leistungsfähigkeit, mentales Wohlbefinden, Ge-
sundheit und gleich auch noch Schönheit und Klugheit: Die ewig junge, leistungsstar-
ke Gesellschaft und mit ihr das gezielt «verbesserte» Individuum steht in der Werte-
Für den perfekten Mensch ist jedes Mittel recht: Mit Hilfe von Hormontherapien, Super-
vitaminen, Stammzellen oder gar Gentherapien scheint er in greifbare Nähe zu rücken.
Was bei Fruchtfliegen, Fadenwürmern und Mäusen zum Teil schon gelingt, soll bald
auch für den Menschen machbar sein. Die Pharmakonzerne wittern wieder einmal
einen riesigen Markt. Denn es geht nicht mehr nur darum, Krankheiten zu therapieren,sondern auch darum, den Markt der «gesunden Unzufriedenen» zu erschliessen. Eine
Tendenz, die bedenklich stimmt und die man aus anderen Medizindisziplinen bereitskennt: Auch mit Hilfe fortpflanzungsmedizinischer Verfahren wie der Embryoselektion
und der gezielten Auswahl menschlicher Keimzellen nach genetischen Merkmalen wirdder Perfektionsgedanke weiter vorangetrieben.
Ganz davon abgesehen, dass Wirkungen der meisten Lifestyle-Medikamente und En-hancement-Therapien nicht erwiesen und Nebenwirkungen nicht erforscht sind: Die Ent-stehung einer Zweiklassengesellschaft wird damit weiter gefördert. Denn leisten kannsich eine gezielte Leistungssteigerung nur, wer Geld hat.
Mit der vorliegenden Broschüre will der Basler Appell gegen Gentechnologie aufzeigen,welche ethisch fragwürdigen und durchaus auch gefährlichen Praktiken im Bereich
Impressum
«Human Enhancement» bereits etabliert sind. Zudem ist es in keiner Weise zu recht-
Herausgeber: Karikaturen:
fertigen, dass öffentliche Gelder für eine derart fragwürdige Art der Medikamentenfor-
Basler Appell gegen Gentechnologie Brigitte Fries, Zürich
schung eingesetzt werden, die den Einsatz nichttherapeutischer Lifestyle-Drogen zum
Murbacherstrasse 34, Postfach 205
Ziel hat. Der Verein ruft dazu auf, den Einsatz der geschilderten Medikamente und The-
4013 Basel 1. Auflage Mai 2009 T 061 692 01 01, F 061 693 20 11
rapien kritisch zu hinterfragen: Denn die gesellschaftlichen Folgen der Förderung eines
info@baslerappell.ch Auflage:
Menschenbildes, wie es heute propagiert wird, sind kaum absehbar.
www.baslerappell.ch 3 000 Exemplare Postkonto 40-26264-8
Vorstand Basler Appell gegen Gentechnologie
Redaktion: Rumzeis Druck, 4055 Basel Gabriele Pichlhofer, wissenschaftliche Mitarbeiterin gedruckt auf Recyclingpapier Basler Appell gegen Gentechnologie Human Enhancement – Die Verbesserung des Menschen
Unter dem Begriff «Human Enhancement» versteht man die Steigerung menschlicherLeistungsfähigkeit oder die Erweiterung menschlicher Eigenschaften durch wissen-schaftlich-technische Mittel. Die Steigerung der körperlichen und geistigen Fähigkeitendurch Implantate oder genetische Veränderungen werden heute von zahlreichen Wis-senschaftlerInnen als Fortschritt angesehen und positiv bewertet.
Seit der Jahrtausendwende wird «Human Enhancement» vor allem in der Bioethik dis-kutiert. Ausschlaggebend dafür sind die Entwicklungen im Bereich der Biotechnologie,der Reproduktionsmedizin und vorgeburtlichen Diagnostik sowie der Stammzellfor-schung und des Klonens.
Bei «Human Enhancement»-Technologien handelt es sich um medizinische Interventio-nen, die sich nicht auf die Therapie von Krankheiten, sondern auf die Veränderung oder
Verbesserung nichtpathologischer Merkmale richten. Es geht also nicht mehr um vor-beugen, heilen und lindern, die ursprünglichen Ziele der Medizin. «Human Enhancement»geht über das Doping im Sportbereich hinaus und betrifft heute vor allem die Anti-Aging-Medizin, aber auch andere Bereiche des menschlichen Alltags. Eingesetzt werden phar-makologische Substanzen (wie Prozac, Botox oder Ritalin) sowie Neuroimplantate undProthesen. Die scheinbaren Möglichkeiten klingen verlockend: Lebensqualität, Lei-stungsfähigkeit und Lebensdauer sollen verbessert respektive verlängert werden.
Therapie oder Verbesserung?
Die Grenzen zwischen einem therapeutischen Einsatz und einer nichttherapeutischenAnwendung sind schwierig zu ziehen. So könnte auch eine Organtransplantation bei älteren Menschen als «Verbesserung» verstanden werden. Was letztlich unter «Enhan-cement» fällt, richtet sich danach, wie in der Gesellschaft die Norm definiert wird. Eini-ge Techniken, wie zum Beispiel die künstliche Befruchtung, die anfänglich in den Be-reich der «Verbesserung» fielen, haben sich heute als Standard etabliert. Auch beipharmakologischen Interventionen stellt sich grundsätzlich die Frage, ob das zu Behandelnde tatsächlich einen Krankheitswert hat oder ob nicht vielmehr ein bestimm-tes Verhalten als krank gewertet wird.
Der Absatz des Novartis-Produkts Ritalin zur Alltagsmedikation. Nebenwirkungen wer-gegen das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom
den vernachlässigt. Zunehmend wird bekannt,
(ADHS) stieg in der Schweiz in den letzten
dass Ritalin auch von Studierenden zur För-
zehn Jahren um den Faktor acht. Ritalin sug-
derung der Konzentrationsfähigkeit eingenom-
geriert eine einfache Problemlösung und wird
Leistungssteigerung als politisches Ziel
Weltweit wird bereits über die Leistungssteigerungsgesellschaft, die «Enhancement So-ciety», als gesellschaftliches Ziel diskutiert, welche die Leistungsgesellschaft ablösensoll. Es ist zu erwarten, dass sich analog zur Nachfrage auch eine breitere Anwendungvon Enhancement-Technologien entwickelt. Eine überdurchschnittliche Leistungsfähig-keit im Beruf, ein schöner und starker Körper sowie eine hohe Stressresistenz steigengerade in Zeiten grösserer sozialer und kultureller Unsicherheit in der gesellschaftlichenWertehierarchie weit nach oben.
Mit diesen Techniken gehen gesellschaftspolitische und ethische Fragen einher, die ei-
ner breiten Diskussion bedürfen: Ist die Intervention reversibel oder irreversibel? Wirddie Behandlung individuell eingesetzt oder wird sie zur Norm gemacht? Was passiertmit Urteilsunfähigen? Entsteht ein sozialer Druck, die Technologie in Anspruch zu neh-men?
Grenzen überwinden mit Alltagsdoping
Alzheimermedikamente zur Steigerung der Hirnleistung sowie Amphetamine und Beta-blocker zur Beruhigung werden zunehmend von Gesunden zur Leistungssteigerung ver-wendet und von ÄrztInnen verordnet.
Zwei Millionen deutsche ArbeitnehmerInnen
der Konzentrationsfähigkeit, Medikamente
dopen sich für den Beruf, so eine Studie der
also, die eigentlich für depressive, hyperaktive
Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK).
oder demente PatientInnen entwickelt wur-
Die überwiegend gesunden Befragten räum-
den. Die Medikamenten-KonsumentInnen wol-
ten ein, sich mit Medikamenten für die beson-
deren Herausforderungen im Beruf fit zu ma-
nehmers entsprechen, der stets motiviert,
chen. Gefragt sind Arzneien zur Steigerung
Das Ziel ist, natürliche Grenzen zu überwinden und den Menschen schöner, klüger, lei-
Konvergenzforschung
stungsfähiger zu machen. Neue Entwicklungen aus der Hirnforschung, der Biomedizinund Gentechnologie verstärken den Trend.
Eine sehr weitreichende Auffassung vertreten AnhängerInnen der transhumanistischen
«Human Enhancement» reicht vom Konsum psychoaktiver Substanzen über weit ver-
Bewegung, die posthumane Visionen propagieren: Durch technische Umbauten und Er-
breitete wissenschaftlich-technische Methoden zur menschlichen Leistungssteigerung
gänzungen des menschlichen Körpers sollen körperliche und geistige Grenzen über-
bis hin zur Hoffnung auf die Überwindung der Sterblichkeit. Ein besonderes Augenmerk
in der Diskussion kommt dabei der Konvergenzforschung zu, welche die Entwicklung
in Nanotechnologie, Hirnforschung, Gentechnik, Medizin sowie Informations- und Kom-munikationstechnologien bündelt und mit öffentlichen Forschungsgeldern gefördert
Auch das Militär ist interessiert
wird. Auf EU-Ebene hat die forschungspolitische Diskussion zur Verankerung der Kon-vergenzforschung in hochdotierten Förderprogrammen geführt.
Die militärische Forschung ist ein weiterer Bereich, in dem am «besseren Menschen»gearbeitet wird. So haben die Forschungen der Defense Advanced Research ProjectsAgency (DARPA) viel Beachtung gefunden. DARPA ist eine direkt dem US-Verteidi-
Nanotechnologie
gungsministerium unterstellte Einrichtung und fördert visionär erscheinende Forschung. Einzelne Projekte sollen beitragen zur Revolutionierung der Prothetik (der Lehre vom
Nanotechnologie befasst sich mit mikroskopisch kleinen Teilchen in der Grössenordnung
Kunstgliederbau) und der Entwicklung von Systemen, mit denen Computer die Lei-
von einem Milliardstel Meter. Die Nanotechnologie dringt in den Bereich einzelner Mo-
stungsfähigkeit von Soldaten erheblich verbessern. Forschungsziele sind die Verbes-
leküle oder Atome vor. Es gibt bereits Dutzende von Anwendungen im Alltag, so bei der
serung menschlicher Leistung durch Mensch-Maschine-Symbiosen. Angestrebt wird
Herstellung von Textilien, bei der Veredelung von Oberflächen und in der Kosmetik. Die
eine Erhöhung der Toleranz gegenüber extremen Temperaturen oder bei langem Schlaf-
Industrie erforscht mit grossem Aufwand auch die Anwendung der Technik bei Le-
bensmitteln und vor allem in der Medizin. Die Nebenwirkungen eines breiten Einsatzesdieser Technologie sind nicht abzusehen. Ein Risikomanagement fehlt noch, denn dieRisiken sind nicht einschätzbar. Der Nanotechnologie wird aber ein hohes Risiko-potenzial zugesprochen. Das Zentrum für Technikfolgenabschätzung TA-Swiss publi-zierte Anfang 2009 eine Studie zur Nanotechnologie im Bereich der Lebensmittel (www.ta-swiss.ch). Der Bundesrat will jedoch Vorschriften zur Nanotechnologie erst er-lassen, wenn für die Risikoabschätzung die notwendige Grundlage besteht.
Neurowissenschaften
Das «Neuro-Enhancement», also «Verbesserungen» des Nervensystems, ist neben demSport und der Anti-Aging-Medizin ein besonderes Ziel der Forschung. Die zurzeit amintensivsten diskutierte ethische Herausforderung dreht sich um Implantate im Zentral-nervensystem: Mit der gleichen Technologie, die für die Wiederherstellung neurologi-scher Funktionen oder die Behebung neurologischer Symptome bei Kranken eingesetztwird, könnten theoretisch die Fähigkeiten und Fertigkeiten gesunder Menschen über dasnormale Mass hinaus gesteigert werden. Bestimmte Eigenschaften oder körperliche Fä-higkeiten könnten zukünftig als verbesserungsbedürftig eingestuft werden. Medikamente
zur emotionalen Kontrolle, wie Antidepressiva werden schon heute als «Pharmakologi-sches Enhancement» fürs Gehirndoping genutzt. Genetisches Enhancement
Die Genomanalyse befasst sich mit der Analyse der Gesamtheit der Erbinformationen,also der Gene und der DNA-Strukturen; die Proteomanalyse mit der Zusammensetzungder Proteinausstattung von ganzen Organismen oder einzelnen Organen, Geweben undZellen. Das Humangenomprojekt (Human Genome Project, HUGO), wurde 1988 installiert, um das menschliche Genom zu entschlüsseln. 2003 wurde das Projekt ab-geschlossen. Seit das menschliche Genom analysiert ist, widmet sich das Projekt der Analyse der individuellen genetischen Unterschiede und den Unterschieden in derProteinzusammensetzung, um Hinweise auf funktionelle Zusammenhänge zu finden unddamit mögliche genetische Ursachen von Krankheiten klären zu können.
Technologische Grundlagen Gentherapie
Die grundlegende Technik für praktische Anwendungen des «Human Enhancements»ist die Gentherapie. Trotz eines erheblichen wissenschaftlichen Aufwands und grosserAnkündigungen in den letzten 20 Jahren ist die Gentherapie noch immer im Stadium derForschung oder wird höchstens in klinischen Versuchen eingesetzt. Es sind grobe Fehl-schläge mit teils tödlichen Nebenwirkungen zu verzeichnen. Das Hauptproblem bestehtin der Methode: Es werden virale Vektoren verwendet, welche die veränderten Geneoder Genelemente in den Organismus einschleusen. Diese Vektoren können leichtausser Kontrolle geraten und die Bildung von Tumoren auslösen. Eine andere Fehlre-aktion ist, dass sie das Immunsystem verrückt spielen lassen – es kommt zum Organ-versagen. Ein neuer Lösungsansatz könnte in der Verwendung so genannter nackterDNA liegen. Die Forschung steckt diesbezüglich allerdings noch im Anfangsstadium. Zelltherapie
Mit der Zelltherapie werden unterschiedliche Ansätze verfolgt: Im Vordergrund steht ein-erseits die Transplantation embryonaler Stammzellen oder daraus gezüchteter Zellen. Andererseits wird versucht, das Wachstum erwachsener (adulter) Stammzellen gezieltanzuregen. Nach neueren Forschungsergebnissen scheint es möglich, aus adultenStammzellen Vorläuferzellen zu produzieren, die sich dann in differenzierte Herzmuskel-zellen, Blutgefässzellen, Knorpelzellen oder Leberzellen entwickeln könnten. Unter seriösen WissenschaftlerInnen herrscht die Meinung vor, dass es bis zu einer medizi-nischen Anwendung oder wirtschaftlichen Verwertung von embryonalen Stammzellennoch ein sehr weiter Weg ist. Vor allem bei der Behandlung neurodegenerativer Er-krankungen wie Parkinson, wird auf einen Einsatz neuronaler Stammzellen gehofft. Re-nommierte Stammzellforscher warnen jedoch davor, die Methode jetzt schon an Patient-Innen auszuprobieren, da das Verfahren von der Anwendungsreife weit entfernt sei.
Trotz dieser Warnungen kommt es in letzter Zeit öfter zum therapeutischen Versuch mitembryonalen Stammzellen an PatientInnen. Obwohl man nicht genau weiss, welche Ri-siken der Einsatz von embryonalen oder fötalen Stammzellen birgt, werden immer mehrBehandlungen angeboten. Weltweit ist es heute möglich, sich in zum Teil dubiosen Kli-niken in China, Russland und anderswo fragwürdigen Therapien zu unterziehen, mit de-
nen angeblich Parkinson, Herzinfarkt, Multiple Sklerose, Diabetes und andere Krank-
Anti-Aging-Medizin
In den USA hat Präsident Obama eine Richtungsänderung in der Stammzellpolitik ein-geläutet. Ab sofort wird die Forschung mit embryonalen Stammzellen auch mit Staats-
Der Begriff wurde 1993 von den US-amerikanischen Medizinern Ronald Klatz und Ro-
geldern gefördert. Dem Biotechunternehmen Geron etwa wurde ein entsprechender
bert Goldmann geprägt. Hormontherapien sollen den Alterungsprozess aufhalten und
Versuch mit querschnittsgelähmten PatientInnen genehmigt, der noch in diesem Jahr
defekte Organe mit Stammzellen repariert werden. Mit Gentests sollen präventiv Krank-
heiten verhindert werden: Im Extremfall durch die Präimplantationsdiagnostik (PID), mitder dann gleich der Embryo als möglicher Träger einer Krankheit verhindert wird.
Vier Jahre nach einer Stammzellbehandlung in
stammten, in Gehirn und Hirnflüssigkeit ge-
Die Präimplantationsdiagnostik (PID) ist die
weitet wird. Sie kommt inzwischen regelmäs-
Moskau entwickelte ein 13-jähriger israeli-
spritzt. Dieser misslungene Versuch steht in ei-
genetische Selektion im Reagenzglas. Einer
sig zum Einsatz für später im Leben auftreten-
scher Junge Tumore in Kopf und Rückenmark,
ner Reihe mit weiteren Rückschlägen, welche
Frau werden bis zu zwölf Eizellen entnommen,
de Erkrankungen wie Brustkrebs oder für eine
die nach Expertenmeinung direkt auf die Be-
die Stammzellforschung verzeichnet. Trotzdem
künstlich befruchtet und die Embryonen dann
handlung zurückzuführen sind. Dem Kind, das
wird unbeirrt an einer therapeutischen Option
Schweiz soll die Selektion jetzt zugelassen
an einem Gen-Defekt leidet, wurden neurona-
somale Auffälligkeiten untersucht. Nur die ge-
werden. Ein Gesetzesentwurf befindet sich in
le Stammzellen, die aus abgetriebenen Föten
wünschten Embryonen werden in die Gebär-
der Vernehmlassung. (Verlassungsantwort des
mutter implantiert, der Rest wird vernichtet.
Basler Appells gegen Gentechnologie unter 15
Die Praxis hat gezeigt, dass die PID nicht auf
www.baslerappell.ch) Zum Thema kann gratis
wenige schwere genetische Erkrankungen be-
unsere Broschüre «Check und Weg» ange-
schränkt bleibt, sondern immer mehr ausge-
Die Anti-Aging-Medizin hat sich zwischen Medizin, Wellness und Lifestyle etabliert. Siespiegelt vor, dass dauerhafte Gesundheit, Leistungsfähigkeit und jugendliches Ausse-hen technisch machbar sind, egal in welchem Alter. Das Alter wird als Krankheit gese-hen, die sich therapieren lässt oder als biologische Unzulänglichkeit, die es zu über-winden gilt. Altern als ein natürlicher Prozess wird für krank erklärt.
Genforschung, Nanomedizin und Neurowissenschaft werfen die Frage auf, ob der Alte-rungsprozess gestoppt werden kann. Das Ergebnis wäre ein leistungsfähiger Mensch,reparierbar wie eine Maschine. Weltweit beschäftigen sich Wissenschaftler mit den kom-plexen Strukturen des Alterungsprozesses. Erste Versuche zeigen, dass mit Hilfe derGentechnik die Lebenszeit bestimmter Versuchstiere im Labor verlängert werden kann.
Anti-Aging-Medizin hat nichts zu tun mit geriatrischer Medizin, die sich um die medizi-nischen Bedürfnisse alter Menschen kümmert. Anti-Aging-Medizin wendet sich vielmehran all jene Menschen, die den Altersprozess überwinden wollen.
Altersgene machen Schlagzeilen
setzt auch auf anabole Substanzen wie Wachstumshormone, die auch im Sportdopingzum Einsatz kommen. Biotech- und Pharmaunternehmen stecken Milliardensummen in
Von den Theorien, die den Alterungsprozess beschreiben, geniesst die genetische Theo-
die Entwicklung von Anti-Aging-Medizin und suchen dafür einen breiten Markt. So könn-
rie eine hohe Popularität. Sie besagt, dass das Altern ein genetisch determinierter Pro-
te die Anti-Aging-Medizin auch zum Einfallstor für Gendoping im Sport in grösserem
zess sei. Seit über zehn Jahren tauchen immer wieder Meldungen auf, das «Altersgen»
sei identifiziert, mal beim Menschen, beim Fadenwurm oder bei der Fruchtfliege. Genetiker vertreten die Ansicht, dass Methoden, welche die Alterungsprozesse in Zell-systemen aufhalten, auch auf den Menschen anwendbar sind.
«Schlüsselmechanismus des Alterns entdeckt» – so und ähnlich lauten die Schlagzei-len. Als Ursache für den Alterungsprozess hat die Wissenschaft «überforderte» Geneausgemacht, die sowohl Reparaturen überwachen als auch andere Gene steuern. Wasallerdings die Ursache im Detail ist, die Zellen und Organe in ihrer Arbeit nachlassenlässt, ist nur ansatzweise bekannt. In der Methuselah Foundation des britischen Alters-forschers Aubrey de Grey suchen Wissenschaftler aus aller Welt Methoden gegen dieZellalterung. So sollen unter anderem die molekularen Mechanismen, die für die Alte-rung des Körpers verantwortlich sind, ausgeschaltet werden. > www.methuselahfoundation.org
Die Medikalisierung des Alterungsprozesses hat gesamtgesellschaftliche Auswirkungen. Gebrechlichkeit oder Krankheit in Folge des Alterns wird zunehmend für behandlungs-bedürftig erklärt und als umkehrbar angesehen. Die Angebote sind oft teuer und dahereiner finanziell gut gestellten Bevölkerungsgruppe vorbehalten. Die Anti-Aging-Medizin
Die Suche nach dem Methusalem-Gen
Turritopros Nutricula, eine winzige Quallenart
dem Protein NF-kappa B gesteuert wird. Sie
aus dem Mittelmeer, kann offenbar ihre Zellen
manipulierten Nager genetisch so, dass selbst
immer dann erneuern, wenn die Lebensfunk-
wieder straff und faltenfrei wie Jungtiere wa-
zeigt, dass die Qualle eine Umkehr des Zell-
ren. Alterung soll also nicht nur eine reine Ver-
zyklus einleitet, die Zellen reprogrammiert und
schleisserscheinung sein, sondern die Folge
sich so wieder erneuern kann. Sie überlebt
eines kontinuierlich ablaufenden genetischen
sich also selbst, solange sie nicht gefressen
Programms, das man stoppen kann. Das Ver-
sprechen jugendlicher Haut verheisst grosseGeschäfte, auch wenn sich die Wirkung bis-
Ein anderes Beispiel sind genmanipulierte
her in Grenzen hält. Allerdings spielt das Pro-
Mäuse. Forscher der Stanford University ha-
tein auch bei Krebs eine Rolle, schädliche
ben herausgefunden, dass die Aktivität der
Gene, die für die Alterung wichtig sind, mit
zifische Antikörper nachweisen, die das Immunsystem bildet und die lange Bestandteil
Gendoping
des Abwehrsystems bleiben. Meist handelt es sich um humane Viren. Der Nachweiswird aber schwierig, da es im Organismus zu Kreuzreaktionen kommt. Ausserdem wer-den sie nur lokal begrenzt und in geringen Mengen eingesetzt, um Abwehrreaktionenzu vermeiden.
Die Dopingbekämpfung im Sport steht mit dem Gendoping vor einer neuen Herausfor-derung: Die Leistungssteigerung soll durch eine Beeinflussung der Gen-Aktivität erzielt
Kölner Wissenschaftler haben einen Test ent-
eingesetzt wird. Da die Substanz auf geneti-
werden. Schon heute werden im Sport Mittel eingesetzt, die den Muskelabbau älterer
wickelt, der ein neues Gendopingmittel nach-
scher Ebene die Bildung von ausdauerfähigen
Menschen verhindern sollen. Das Gendoping benutzt gen- und zelltherapeutische Ver-
weisen kann. Der Test soll spätestens 2012
Muskelzellen fördert, könnte sie auch zur Stei-
fahren zu Zwecken der Leistungssteigerung.
bei den Olympischen Spielen in London an-
gerung der Ausdauerleistungsfähigkeit miss-
Im Fokus von Gendoping steht die gezielte Beeinflussung der körpereigenen Genakti-
nach, das zur Behandlung von Fettleibigkeit
vität (Aktivierung, Verstärkung, Abschwächung oder Blockade). Mit pharmakologischenoder molekularbiologischen Mitteln sollen Eigenschaften, die für die körperliche Leistung
Die Gefahren des Gendopings steigen, weil die molekularbiologischen Techniken im-
relevant sind, verbessert werden. Die Folgen eines solchen Eingriffs sind nicht vorher-
mer ausgeklügelter werden und zunehmende Kenntnisse über die Mechanismen der
Zellfunktionen vorliegen. Die Brisanz dabei ist, dass die Manipulation von Genaktivitä-ten immer schwerer nachweisbar wird. Einfallstor für Gendoping ist der Leistungssport,
Um eine Veränderung der Gen-Aktivität in einem menschlichen Körper herbeizuführen,
die Bodybuildingszene und die Anti-Aging-Medizin. Immer häufiger ist Doping aber auch 19
kann das gen- und zelltherapeutische Verfahren, bei dem genetisches Material in Form
im Breitensport anzutreffen. Erfahrungen haben gezeigt, dass auch eine nicht nachge-
von DNA, RNA, einer Zelle oder eines Organs einem Organismus zugeführt wird, an-
wiesene Wirksamkeit oder Warnungen vor gesundheitlichen Problemen kein Grund
gewendet werden. Eine andere Möglichkeit ist die gezielte Manipulation der Genex-
pression (die Ausprägung des Genotyps durch die genetische Information, wie Gen undDNS, zum Phänotyp eines Organismus oder einer Zelle) durch Medikamente, welchedie sportliche Leistungsfähigkeit erhöhen kann. Nachweisbarkeit
2003 wurde Gendoping vorsorglich in die Listen der Welt-Antidoping-Agentur Wada auf-genommen, ohne dass bisher Anwendung und Methode klar definiert wären. Wird einVerfahren auf die Wada-Liste gesetzt, so muss eine Substanz für die Kontrolle prinzi-piell nachweisbar sein. Es gibt eine Reihe von Forschungsprojekten, die sich mit mole-kularen Fingerabdrücken für ein Nachweisverfahren beschäftigen. So konzentriert mansich auf die Nachweisbarkeit von Vektoren und Abweichungen vom normalen physiolo-gischen Zustand. Um zukünftig Gendoping nachweisen zu können, benötigt man hochdifferenzierte Profile von Biomarkern in Blut- und Gewebeproben.
Für den Vektorennachweis muss auch deren Struktur bekannt sein, also die typischeDNA-Sequenz. Bisher wurden virale Vektoren verwendet, bei denen Teile der Erbinfor-mation durch therapeutische Gene ersetzt werden. Sie lassen sich wie Viren über spe-
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– für die Erhaltung von Artenvielfalt
und Lebensqualität in einer intakten Umwelt, frei von Gentech-Risken. Ja, ich werde Mitglied! und erhalte als Geschenk:
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Der Basler Appell gegen Gentechnologie schickt Ihnen sechsmal im Jahr den Rundbrief AHA! mit aktuellen Informationen zur Gentechnologie und zu besseren Alternativen.
O Bruno Manser. Die Stimme des Waldes
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The Ribbon The National Cancer Institute’sStudy of Tamoxifen and Raloxifene (STAR) .1 A Newsletter of the Cornell University Program on Breast Cancer and Decision Analysis of Tamoxifen for thePrevention of Invasive Breast Cancer .6 Environmental Risk Factors in New York State Activist Perspective The Dark Side of the STAR Trial .8 Volume 5, Number 4, Late Fall