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KatzenherzenDie hypertrophe Kardiomyopathie (HKM,HCM) ist die häufigste Herz-erkrankung der Katze. Sie ist eine erworbene Herzerkrankung, die aber genetisch bedingt ist. Dr. Jan-Gerd Kresken berichtet über den aktuellen Stand zur Diagnostik der HCM der Katze und geht der Frage nach, was vier Jahre Gentest gebracht haben.
Die HCM tritt meistens erst auf, wenn sich Fakten zum Stand der Dinge in
die Katzen bereits im Zuchteinsatz befinden. der genetischen Untersuchung
ermittelt, dass 30 % von 119 herzgesunden In der veterinärmedizinischen Kardiologie auf HCM bei der Katze
Maine Coon-Katzen Gentest positiv für den gibt es verschiedene Möglichkeiten, die HCM bei der Katze zu diagnostizieren. Neben Erbgang
Arbeit der University of Bristol zeigte eine  den klassischen Verfahren wie Auskultation, u A utosomal dominanter Erbgang Röntgen, EKG hat sich die Echokardiografie und  des  R820W  bei  898  Ragdoll-Katzen,  mit ihren verschiedenen technischen Mög- die in beiden Katzenrassen bei 30 % lag. lichkeiten, angefangen von hoch auflösenden kels über Dopplerverfahren bis hin zu Ge- webedoppler und Strain-Analysen als Gold - • American und British Shorthair• Norwegische und Sibirische Waldkatze Genetische Untersuchung
Diese klassischen Verfahren zur Diagnostik gene tische Analyse erweitert. Ausgang der Forschung nach dem ursächlichen Gen der HCM war die Arbeit von Dr. Kittleson, der
1999 eine autosomal dominante Vererbung Genmutationen
der HCM bei der Maine Coon mit 100%iger u Bei der Katze wurden auf einem Gen
Penetranz postulierte. Die amerikanischen
fanden im Jahr 2005 die sog. A31P-Mutation 2007 fanden Nyberg und Kollegen eine weitere Punktmutation A74T (Gen II, Koch- Häufigkeit der Genmutationen
in verschiedenen Ländern
Gens. Ebenfalls 2007 fand Dr. Meurs bei Ragdoll-Katzen mittels DNA-Sequenzierung Die Studien von Dr. Kathryn Meurs, eine Punktmutation im Kodon 820 des kar- Washington  State  University,  zeigen,  dass  dialen MYBPC3. Es handelte sich um eine 33,6 % der Maine Coon-Population in den kleine Gruppe von 21 Ragdoll mit der phäno- USA  Träger  einer  A31P-Mutation  sind.  In  Ultraschallbild einer normalen Katze (oben)
einer Studie unserer Arbeitsgruppe Kardio- und einer Ragdoll mit HCM (unten)
Merke: Das Vorliegen einer Mutation bei einer 13,9 % im Ultraschall an HCM erkrankt. Da  Katze bedeutet aber nicht automatisch, dass das Alter der Tiere über 5 Jahre lag, sind sie auch an einer HCM erkranken wird! die Zahlen sicherlich sehr repräsentativ. Merke: Nur jede fünfte im Gentest positive rung des ersten Gentests und der großen Katze war auch herzkrank!Anfangseuphorie kamen berechtigte Zweifel an der Voraussagekraft des Gentests auf. A74T (Gen II)
Verhältnis von HCM-Genotyp zu
Phänotyp: „Da stimmt etwas
nicht.“
Maine Coon nachgewiesen. 78,6 % dieser Katzen wiesen in der Echountersuchung Hierfür gibt es zwei Gründe
u Katzen mit homozygotem Test- an HCM erkrankten Maine Coon-Katzen ergebnis (HCM/HCM) leben!? trugen das gesunde Allel G/G, was darauf Dr. Kittleson hatte einen hinweist, dass von weiteren oder anderen Einflüssen ausgegangen werden muss.
Merke: Dreiviertel der an HCM erkrankten weis dafür waren die 33 % Katzen waren genetisch unauffällig! als homozygot vermutete. des MYBPC3-Gens in dieser Studie wie Insgesamt waren 45 % der auch in anderen Erhebungen genauso häu- Katzen seiner Population an fig bei Maine Coon wie bei anderen Kat- HCM erkrankt, von denen er zenrassen vorkommt, kann es sich hier tisch heterozygot. Die Ergebnisse Mutation handeln. Zudem gibt es keine innerhalb dieser Katzenfamilie waren Verstärkung des Erkrankungsgrades, wenn schlüssig. Nach Einführung des Gentests A31P (Gen I) und A74T (Gen II) bei einem gab es plötzlich homozygote HCM-Katzen, Individuum gleichzeitig auftreten.
die lebten! Schon diese einfache Tatsache lässt den Rückschluss zu, dass das Gen sich bei der HCM um eine genetisch kom- tranz  oder  ausreichende  Expressivität  Herzultraschall
sind im Ultraschall sichtbar erkrankt! In  Die Echokardiografie (Herzultraschall) mit den vier Jahren sahen wir regelmäßig ihren verschiedenen Applikationsmöglich- phänotypisch erkrankte Maine Coon- keiten (Doppler, Tissue-Doppler, Strain Katzen, die auf beide bekannte Gene und Strain/rate) ist die beste Methode, eine negativ getestet waren. Eine neuere Hypertrophie der Herzmuskulatur phäno-bemerkenswerte Publikation von Frau typisch nachzuweisen. Natürlich gibt es Schinner aus dem Jahre 2008 belegt auch andere kardiologische Verfahren, von den Zweifel an dem Wert der HCM- denen das Abhören des Herzens sehr wichtig ist. Das EKG und die Röntgenuntersuchung sind im Rahmen einer Früherkennung der A31P (Gen I)
HCM  eher  unbrauchbar.  Die  Ultraschall-untersuchung ist bei Vorliegen einer Hyper- Es wurden 83 Maine Coons aus trophie sehr sensitiv, kann aber bei Katzen Süddeutschland auf die A31P ohne Befund die genetische Belastung und Mutation getestet. 21,7 % waren das spätere Auftreten nicht ausschließen. im Test positiv, 78,3 % negativ. Merke: EKG und Röntgenuntersuchung 83,3 % der genetisch positiven sind für die Früherkennung der HCM eher waren im Ultraschall aber phäno- genetisch positiven Katzen waren rung des Untersuchers – sind Schallköpfe  im  Ultraschall  auch  wirklich  be- mit hoher Auflösung (7,5-10 MHz) und hoher Bildfrequenz. Die Hypertrophie kann sich tiven getesteten Maine Coon waren als symmetrische und asymmetrische Ver- Empfehlungen für die Gesundheitsvorsorge
Die veterinärmedizinische Genforschung hat trotz respektabler Erfolge es leider noch nicht geschafft, einen Gentest zu bieten, der aus züchterischer Sicht von Wert wäre.  Von den Gentesten kann man zurzeit nur die Untersuchung auf die Genmutation I (A31P) empfehlen und das auch nur bei Maine Coon-Katzen aus Familien, die mit der Maine Coon-Kolonie von Dr. Kittleson verwandt sind. Diese Gentests (Gen I und II) bei anderen Katzenrassen, die ver-mehrt HCM aufweisen (s.o.) durchzuführen, macht keinen Sinn. Für  Zuchttiere  ist  die  regelmäßige  Ultraschalluntersuchung  des Herzens zu empfehlen. Aus juristischen Gründen (§11b TschG) sollte damit vor dem ersten Zuchteinsatz begonnen werden.  Danach  empfehlen  wir  eine  Wiederholung  in  1-  bis  2-jährigem Abstand. Die Kontrollabstände hängen vom jeweiligen Ergebnis ab. Therapie der HCM
Es gibt kein Medikament, welches die Tendenz zur Hypertrophie aufhält. Da Stauungen, insbesondere aber Hyperkoagulabilität und Thrombenbildung des Blutes nur im Ultraschall zu erkennen sind, ist diese Untersuchung therapiebegleitend durchzuführen.
Jan-Gerd Kresken
Therapievorschlag
ist seit 18 Jahren als Kardiologe an der Tier­ klinik Kaiserberg in Duisburg tätig. Seine Schwerpunkte sind die Kardio logie und bildgebende Verfahren. In dieser Zeit hat er mehrere Lehrbücher mitgestaltet, Publikationen verfasst und unzählige Vorträge und Seminare auf Kongressen gehalten. Er ist Vorsitzender des Collegium Cardiologicum e.V., der Vereinigung der deutschen Tierkardiologen zur Diagnostik erblicher zuchtrelevanter Herzerkrankungen und Mitglied des wissenschaftlichen Beirates im VDH e.V.
dickung der Herzwände und Papillarmuskel darstellen. Fast immer ist nur die linke Herzkammer davon betroffen. Grundlage der  Diagnostik ist die Messung der Wanddicke in Diastole, der Herz- (NMH niedermolekulare Heparine (z.B. Fragmin) phase der Muskelerschlaffung. Zunächst wird der Herzmuskel im 2-dimensionalen Bild in mehreren Ebenen beurteilt. Dann folgt > kresken@tierklinik-kaiserberg.de
eine M-Mode-Messung der diastolischen Wandstärke in den defi-nierten Standardebenen.
Ist die Hypertrophie symmetrisch verteilt, lassen sich die Wand- stärkenzunahmen messen und klassifizieren. Grenzwert für eine normale  Wanddicke  ist  5,5 mm.  Zwischen  5,5  und  6,0 mm  spre-chen wir von einem zweifelhaften (equivocal) Befund. Das hat damit zu tun, dass es in der Literatur zwei verschiedene Empfeh-lungen für die Normalwerte der Herzwände bei der Katze gibt. Wie erkenne ich eine HCM? Katzen zeigen erst dann klinische Merke: Schwieriger ist es, asymmetrische (lokale) Hypertrophien Symptome, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist. Symp­ der Wände oder Papillarmuskel außerhalb der Standardebenen tome sind starkes Hecheln schon bei normaler Belastung, zu messen und zu klassifizieren. Hier ist insbesondere die Erfah- vermehrtes Schlafbedürfnis, Lähmungen und/oder Ohn­ rung des spezialisierten Kardiologen gefragt. machtsanfälle. Die genaue Auskultation ist eine gute HCM­ Die Ultraschalluntersuchung des Herzens auf Hypertrophie hat  Screeningmethode. Verdächtig für eine HCM ist ein zwischen eine  sehr  hohe  Sensitivität.  D.h.,  wenn  wir  im  Ultraschall  eine  dem 1.–6. Lebensjahr plötzlich auftretendes Herzgeräusch signi fikante Wandverdickung sehen, dann handelt es sich um eine  und/oder eine bei der Untersuchung bestehende Herzfre­ Hypertrophie. Die Hypertrophie ist entweder die Folge eines pri- quenz über 240 Schlägen/min. In der Röntgenuntersuchung mären genetisch bedingten Defekts (HCM) oder die sekundäre ist die Größe der Herzsilhouette häufig kaum sichtbar verän­ Reaktion auf Blutdruckerhöhung und/oder hormonelle Verände- dert. Aber jegliche Anzeichen von Kongestion (Pulmonal­ venendilatation, Lungenödem, Pleuraerguss) lassen den Ver­ rungen. Die sekundäre Hypertrophie stellt sich fast immer als kon- dacht der HCM zu. Zur Abklärung der Ursache sollte danach zentrische (auf alle Zellen gleichmäßig nach innen gerichtet) sym- ein Herzultraschall durchgeführt werden.
metrische Verdickung aller Zellen dar.

Source: http://www.battle-creek.de/Deutsch/HCMGentestDEUTSCH.pdf

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