Georg-August-Universität GöttingenAbteilung für Zahnerhaltung, Präventive Zahnheilkunde undParodontologie, Zentrum ZMK
Halitosis
Göttinger zahnärztliche Studienschriftenausschließlich für den studentischen Unterrichtder Universitäts-Zahnklinik Göttingen
1. Einführung 2. Ursachen
a) Mundhygiene und Parodontalerkrankungen
b) Systemische Erkrankungen und Stoffwechsel
f) Psychisch bedingte „Halitosis“ (Halitophobie)
2.3 Verteilung der Ursachen, Epidemiologie
3. Diagnostik
3.1 Organoleptische Messung von Mundgeruch
3.2 Instrumentelle Messung von Mundgeruch a) Gaschromatograph 17
4. Therapie 5. Behandlungskonzepte für den Zahnarzt
5.1 Wie biete ich eine Halitosisbehandlung an
6. Literaturübersicht 1. Einführung
Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden durch eine Vielzahl an Faktoren
beeinflusst. So wird z. B. jemand mit einer angenehmen äußeren Erscheinung im
allgemeinen auch bevorzugt behandelt. Durch Mund- und Körpergeruch wird die
äußere Erscheinung eines Menschen negativ beeinflusst.
Schlecht riechender Atem ist in der Literatur schon seit Tausenden von Jahren
beschrieben worden. Das Problem wird ausführlich im Talmud der Juden
diskutiert, es ist auch viel von Griechen und römischen Schriftstellern
dahingehend verfasst worden. Der Islam bringt ebenfalls einen frischen Atem in
Verbindung mit guter Mundhygiene. Mohammed soll einen Betenden aus der
Moschee verwiesen haben, „weil sein Atem nach Knoblauch roch". Unter normalen physiologischen Bedingungen hat der menschliche Atem einen etwas süßlichen Geruch und ist nach außen hin kaum wahrnehmbar.
Dieser Geruch ist abhängig von der Tageszeit, der Speichelfließrate, der oralen
Mikroflora und von physiologischen Prozessen, z. B. der Menstruation. Mit
fortschreitendem Alter wird der Geruch „schwerer" und intensiver und ist häufig
unangenehm, schließlich im Senium sehr ausgeprägt, selbst bei guter
Mundhygiene. Ein häufiges Begleitsymptom ist dann ein schlechter Geschmack.
Wird sich ein Mensch dessen bewusst, dass seine Atemluft und/oder sein
Mundgeruch für ihn ein Handicap darstellen können, ist das Auftreten einer
Neurose nicht auszuschließen. Andererseits vermag gerade die Nervosität vor
einer Prüfung, dem ersten Rendezvous und vor anderen psychischen
Belastungen oder Aufregungen (emotionaler Stress) eine sonst nicht vorhandene
Geruchsbildung auszulösen. Ebenso neigen Personen mit Mundatmung und
einem starkem Zungenbelag zu intensiverem Foetor ex ore. Mundgeruch ist morgens stärker als im weiteren Verlauf des Tages. Dies
hängt zusammen mit der Ansammlung und Andauung von Epithelialzellen und
Nahrungsresten, der verminderten Speichelfließrate des Nachts, sowie
Alterationen, die der bukko-pharyngeale Schleim während der Nacht erleidet.
Die meisten Patienten glauben, dass die Hauptursache für üblen Mundgeruch
(Synonyme: Halitosis, Foetor ex ore, bad breath, oral malodor, Kakostomie) im
Bereich des Intestinaltraktes oder des Stoffwechsels zu suchen ist. Dies ist zwar
möglich und sollte auch immer in Betracht gezogen werden, meistens liegt die
Geruchsquelle aber in der Mundhöhle. Mundgeruch entsteht zu etwa 85% durch Fäulnisprozesse im Mund. Die
verursachenden Mikroorganismen, meist gramnegative Anaerobier, befinden
sich in Interdentalräumen, Zahnfleischtaschen und auf dem dorsalen Anteil der Zunge. Daher lässt sich Mundgeruch in den meisten Fällen durch Maßnahmen wie regelmäßiges Reinigen der Zunge, häusliche Mundhygiene, Parodontalbehandlung und professionelle Zahnreinigungen erfolgreich behandeln.
Aus den oben kurz dargelegten Umständen sollte der erste Ansprechpartner der
2. Ursachen
Es ist eine weit verbreitete Meinung, dass als Hauptursache für Foetor ex ore
eine Erkrankung des Magen-Darm-Kanals verantwortlich ist. Viele dauerhaft
unter Halitosis leidende Menschen lassen daher zum Teil mehrmals
Gastroskopien über sich ergehen. Tatsächlich entsteht Mundgeruch jedoch in
etwa 85 bis 90% der Fälle in der Mundhöhle als Folge bakterieller Zersetzung
organischen Materials. In seltenen Fällen sind andere Ursachen für
differentialdiagnostisch berücksichtigt werden.
Die Basis des heutigen Verständnisses der häufigsten Halitosis-Ursache bilden
Speichel- Experimente. Inkubiert man frischen Speichel für mehrere Stunden bei
37 Grad Celsius, kommt es zur Bildung einer Reihe flüchtiger Verbindungen.
Insbesondere kommt den flüchtigen Schwefelverbindungen (VSC= volatile
sulphur Compounds) Schwefelwasserstoff, Methylmercaptan und Dimethylsulfid
eine wichtige Bedeutung zu. Das Keimspektrum verschiebt sich zu Gunsten
anaerober gramnegativer Mikroorganismen. Einhergehend damit ist ein Anstieg
des pH-Wertes, ein Absinken des Redoxpotentials (Eh) und ein Absinken des
Sauerstoffpartialdrucks (pO2) zu beobachten. Ein alkalischer pH-Wert scheint die
Bildung von üblem Geruch zu begünstigen, ein saurer pH vermindert eine
a) Mundhygiene und Parodontalerkrankungen
Schlechte Mundhygiene erlaubt eine Retention von Nahrungsresten in
Zahnersatzwerkstoffen, in den Zahnzwischenräumen und begünstigt den Abbau
dieser Reste durch orale Mikroorganismen. Der Zerfall von Mikroorganismen und
Speichelbestandteilen verursacht ebenfalls Foetor ex ore. Bei Freiwilligen, die
sich für 24 Stunden sämtlicher Mundhygienemaßnahmen enthielten, führte
Schwefelverbindungen (VSC). Eine professionelle Zahnreinigung führt ebenfalls
zu einer Senkung der VSC- Konzentrationen. Trotzdem leidet nicht jeder
Mensch mit einer verbesserungswürdigen Mundhygiene unter üblem
Mundgeruch, und nicht jeder mit Halitosis weist eine schlechte Mundhygiene auf.
Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich dadurch erklären, dass die für die
Produktion von Geruchsstoffen verantwortlichen Bakterien das zum Wachstum
notwendige Milieu in „Schlupfwinkeln" wie Zahnfleischtaschen und unter
subgingival gelegenen und überstehenden Kronenrändern vorfinden. Außerdem
spielt nicht allein die Bakterienmenge, sondern auch die Art der beteiligten
Mikroorganismen eine Rolle. In-vitro-Studien haben zur Identifizierung einer
Reihe von Mikroorganismen geführt, die als Monokultur Schwefelverbindungen
und üble Gerüche produzieren, die jedoch nie dem natürlich auftretenden
Mundgeruch identisch sind. Unter diesen Mikroorganismen befinden sich
parodontalpathogene Keime wie Treponema denticola, Porphyromonas
gingivalis, Prevotella intermedia, Haemophilus spp., Veillonella spp. und
Interdentalpapillen infolge einer gingivalen Rezession oder Ulzeration in
Zusammenhang mit einer akuten nekrotisierenden ulzerierenden Gingivitis
(ANUG). Durch übermäßiges Rauchen kann bei der ANUG ein sehr starker
Parodontaltaschen oder Zahnfleischkapuzen über den durchbrechenden dritten
Molaren (Dentitio difficilis) begünstigen die Akkumulation von Nahrungsresten
und werden von schlechter Atemluft begleitet, auch hier verstärkt von einer
abszedierenden Entzündung der Schleimhautkapuze.
Mit Hilfe gaschromatographischer Messungen an Parodontitis-Patienten konnte
eine positive Korrelation zwischen der Schwere der Erkrankung (Anzahl und Tiefe
der Taschen) und der Konzentration an VSC festgestellt werden. Blutende
Taschen enthalten höhere VSC-Konzentrationen als gesunde beziehungsweise
weniger tiefe Taschen. Blut scheint generell die Bildung von VSC zu fördern. Das
Verhältnis von Methylmercaptan zu Schwefelwasserstoff und die Konzentration
von Diaminen ist in entzündeten tiefen Taschen erhöht. VSC besitzen einen
schädigenden Einfluss auf das Parodont. Sie erhöhen die Permeabilität der
oralen Mukosa zum Beispiel für Endotoxine, beschleunigen den Abbau von
Kollagen und Proteinen, reduzieren die Synthese von Proteinen, Kollagen und
DNA und regen die Produktion von Sauerstoffradikalen durch polymorphkernige
Trotz des Zusammenhanges zwischen Halitosis und Parodontitis scheint es nicht
möglich zu sein, anhand eines Halitosis-Screenings zwischen Menschen mit und
ohne Parodontitis zu unterscheiden, vermutlich weil der bakterielle Belag der
Zunge einen großen Anteil an der Geruchsentstehung besitzt.
Man schätzt, dass sich etwa zwei Drittel der oralen Mikroorganismen auf der
Oberfläche der Zunge befinden. In Untersuchungen wurde gezeigt, dass bei
Patienten mit Parodontitis 60% der VSC-Produktion der Zungenoberfläche
entstammt und die Menge an Zungenbelag viermal so hoch wie bei Gesunden
lag. Allerdings scheint auf der Zunge im Gegensatz zu parodontalen Taschen
mehr Schwefelwasserstoff als Methylmercaptan gebildet zu werden, was auf die
unterschiedlichen Substrate zurückgeführt werden kann, die von den
Mikroorganismen umgesetzt werden. Probanden mit Mundgeruch weisen in der
Regel mehr Zungenbelag auf als Personen ohne Mundgeruch. Zungenbelag
besteht aus Blut- und Speichelbestandteilen, Nahrungsresten, desquamierten
Epithelzellen und Bakterien. Innerhalb dieses Belages findet man eine etwa
zehnfach höhere Bakteriendichte und einen höheren Anteil an T. denticola, P.
gingivalis, Bacteroides forsythus und Stomatococcus mutilaginus. Tiefe Fissuren
und Grübchen und eine anomale Zungenoberfläche (z. B. anatomisch bedingt,
durch erkrankte Zungentonsillen, Lingua nigra) begünstigen die Bildung von
Gelegentlich wird postuliert, dass kariöse Läsionen zur Ausbildung von
Mundgeruch beitragen. Allerdings vermindert ein geringer pH-Wert die
Geruchsentstehung bei der Inkubation von Speichel, weshalb kariöse Läsionen
nicht primär für Mundgeruch verantwortlich sein dürften. Sehr viel
wahrscheinlicher ist es, dass die mit multiplen kariösen Defekten einhergehende
schlechte Mundhygiene (insbesondere interdental) und die Retention von
Nahrungsresten für die Geruchsbildung verantwortlich sind.
Der Spalt zwischen Mundschleimhaut und schlecht sitzender Prothese, zwischen
herausnehmbarem Zahnersatz, unter schlechtsitzenden Kronen, Brücken und
Schienen bietet einen Schlupfwinkel für bakteriellen Belag und Substrat, was zu
Mundgeruch führen kann. Es wird häufig seitens des Zahnarztes versäumt, den
Patienten ausreichend in der richtigen Pflege seines Zahnersatzes zu
unterweisen, vor allem bei komplizierten Geräten, die Speiseresten zahlreiche
leichte Retentionsmöglichkeiten bieten.
e) Abweichungen in der Anatomie, sonstige Ursachen
Patienten mit Abweichungen der oro-fazialen Anatomie (angeboren, z. B.
Gaumenspalten oder nach erfolgter Tumortherapie, z. B. Obturator), welche die
Retention von Nahrungsresten und Mikroorganismen begünstigen, können einen
auffallenden, unangenehmen Mundgeruch haben.
Bei Kindern kann es vorkommen, dass ein trepanierter und „offen" gelassener
Milchzahn die Ursache für Mundgeruch ist. Auch eine Alveolitis („dolor post
extractionem", ein Zustand nach zahnmedizinischen Extraktionen oder
kieferchirurgischen Eingriffen), eine Dentitio difficilis oder eine Gingivostomatitis
herpetica können für Halitosis verantwortlich sein.
Noma („Wangenbrand") und nekrotische Läsionen, z. B. bei Bluterkrankungen
oder unkontrolliertem Diabetes, werden charakterisiert durch einen fauligen,
aggressiven Mundgeruch. Vergleichbares wird berichtet in Verbindung mit einer
dentogenen Zyste und bei Osteomyelitis odontogener Ätiologie.
Ulzerierende maligne Tumoren sind ebenfalls Anlass einer fauligen, oft
„jaucheartigen" Mundgeruchsbildung.
Außerhalb der Mundhöhle können pathologische Vorgänge im Bereich der
angrenzenden Körperhöhlen oder systemische Erkrankungen eine Rolle spielen.
Generell können alle Infektionen des oberen Respirationstraktes, die primär oder
sekundär mitgeruchsbildenden Bakterien einhergehen, zu einer Halitosis führen.
Als häufigste Ursachen werden eine chronische Tonsillits oder eine chronische
Sinusitis angegeben, eventuellbegünstigt durch anatomische Besonderheiten wie
eine Septumdeviation. Ein permanenter Sekretfluß (postnasal drip) wie bei einer
chronischen Rhinitis wird teilweise für die Ausbildung von Zungengeruch
verantwortlich gemacht. Bei einer Rhinitis atrophicans cum foetore (Ozaena) ist
die Nase zu geräumig und voller Borken, deren bakterielle Zersetzung (Klebsiella
ozaenae) die Ursache des üblen Geruches ist. Fremdkörper in der Nase sind eine
seltene Ursache. Alle mit Gewebszerfall einhergehenden Erkrankungen können
mit der Ausbildung einer Halitosis verbunden sein, so führen Karzinome im
Oropharynx zur meßbaren Erhöhung von Tinidazol. Weitere Erkrankungen, bei
denen das Auftreten von Mundgeruch beschrieben ist, sind die Angina Plaut-
Vincent (Fusospirochätose) und Morbus Behcet.
b) Systemische Erkrankungen und Stoffwechsel
Der Magen ist normalerweise durch den Oesophagus so gut abgedichtet, dass
keine Gerüche in die Mundhöhle gelangen, außer durch Aufstoßen. Knoblauch,
der über einen Schlauch direkt in den Magen verabreicht wird, ruft erst nach etwa
30 Minuten für bis zu 72 Stunden den für Knoblauch typischen Geruch hervor, da
die Allyl-Methyl-Sulfide des Knoblauchs über die Lunge in die Atemluft gelangen.
Der typisch lang anhaltende Mundgeruch beim Zwiebel- oder Meerrettichkonsum
ist eben auf dieses Phänomen zurückzuführen.
Für eine Reihe systemischer Erkrankungen wird das Auftreten von Mundgeruch
als Symptom angegeben. Am bekanntesten ist der Azetongeruch beim Coma
diabeticum, ebenso der „Foetor hepaticus" bei schweren Lebererkrankungen mit
Parenchymuntergang, welcher sich mit charakteristischem Mundgeruch nach
Niereninsuffizienz kann ein urinartiger Geruch der Atemluft und der Haut
festgestellt werden („Foetor uraemicus"). Avitaminosen (A-, B- und C-Vitamine)
scheinen ebenfalls zur Halitosis beitragen zu können. Mangelerkrankungen wie
Skorbut erzeugen geschwürartige Erosionen und Ulzerationen, von denen ein
typischer starker Mundgeruch ausgeht. Gelegentlich entwickeln sich auf Grund
einer schweren Allgemeinerkrankung wie Syphilis, Diphtherie oder AIDS
charakteristischem Geruch. Leider sind bislang für nur wenige Erkrankungen
Messungen zur Charakterisierung freigesetzter flüchtiger Stoffwechselprodukte
durchgeführt worden. In der Tabelle 1 sind einige zusammengefasst. Hinter einer
Halitosis können sich auch bislang unentdeckte Stoffwechselstörungen
verbergen. Erst seit kurzem ist die selten auftretende, genetisch bedingte
Stoffwechselerkrankung Trimethylaminurie, oder auch „Fisch-Geruchs-Krankheit"
bekannt. Sie geht oft mit einer Dysosmie (gestörtes Geruchsvermögen) und
Dygeusie (gestörtes Geschmacksempfinden) einher. Die Betroffenen klagen über
einen dauerhaften fauligen Geruch und Geschmack, der durch ausgedehnte
Mundhygienemaßnahmen kurzzeitig verschwinden kann und von anderen
Personen oft nichtwahrgenommen wird.
Ursache für die Beschwerden ist die Anhäufung von Trimethylamin, einem
Metabolit des Cholin-Stoffwechsels, der einen charakteristischen fischartigen
Geruch aufweist. Da die Symptome sehr subjektiv erscheinen, wird die
Erkrankung oft nicht diagnostiziert und als psychisch bedingt eingestuft. Die
Diagnose basiert auf dem Nachweis von Trimethylamin im Urin und im Speichel in
Form eines Cholin-Belastungstests. Zur Zeit scheint eine cholin-arme Diät das
beste Behandlungsmittel zu sein. Diese ist jedoch schwer einzuhalten, da Cholin
in den meisten Nahrungsmitteln enthalten ist, so dass die Patienten lernen
müssen, mit dieser Erkrankung zu leben.
Bei Frauen ist der Anteil messbarer flüchtiger Schwefelverbindungen abhängig
vom Menstruationszyklus. Am Tag des Eisprunges können zwei- bis vierfach
höhere Werte in der morgendlichen Atemluft gemessen werden.
Medikamente können direkt Halitosis verursachen, indem Metabolite, wie zum
Beispiel Dimethylsulfid, eine allicinähnliche Verbindung aus dem Abbau von
Dimethylsulfoxid abgeatmet werden. Andererseits können Medikamente indirekt
durch ihren Einfluss auf die Speichelfließrate die Entstehung einer bakteriell
Durch die von einigen Chemotherapeutika (z. B. Fluorouracil, Bleomycin,
Methotrexat) hervorgerufene Neutropenie kann die Entstehung von Ulzerationen
Viele Menschen versuchen, Mundgeruch durch Rauchen zu überdecken, dabei
produziert Tabakrauch einen ganz speziellen eigenen Mundgeruch, den
sogenannten „smokers' breath". Smokers' breath entsteht durch Ausatmen von
Tabakrauchbestandteilen, die sich auf den Schleimhäuten des oberen und
unteren Respirationstraktes abgelagert haben, sowie durch Ausatmen
resorbierter Rauchanteile, die über den Blutstrom zurück in die Lunge gelangen,
leichte Formen sind auch bei Passivrauchern zu beobachten. Zigarren- und
Pfeifenraucher neigen zu einer stärkeren Ausprägung von smokers' breath als
Zigarettenraucher, weil Zigarren- und Pfeifentabak im Schnitt mehr Schwefel
Der bekannteste und medizinisch „unschuldigste" Mundgeruch ist die Alkohol-
„Fahne" (soweit man kein Fahrzeug führt und nicht in eine polizeiliche
Alkoholkontrolle gerät), bei Schnapstrinkern ist ein Aldehydgeruch besonders
intensiv, bei Weintrinkern ist er eher aromatisch.
Helicobacter pylori spielt eine pathogenetische Rolle bei der Entstehung von
Ulzera im Magen-Darm-Trakt. Dieser Keim wurde in letzter Zeit auch mit der
Entstehung von Halitosis in Zusammenhang gebracht, weil durch eine auf
Helicobacter pylori ausgerichtete Antibiotikabehandlung eine Beeinflussung von
Halitosis beobachtet wurde. Da jedoch die Auswirkungen dieser Medikation auf
andere Keime nicht untersucht wurde, bleibt die ursächliche Bedeutung von
Helicobacter pylori in diesen Zusammenhang weiterhin fraglich
f) Psychisch bedingte „Halitosis" (Halitophobie)
Unter psychisch bedingter „Halitosis" leiden Menschen, die keinen Mundgeruch
besitzen, aber glauben, darunter zu leiden. Die klinischen Befunde sind meist
unauffällig, und es ist kein Foetor feststellbar. Trotzdem geben die Patienten an,
unter einem kaum zu ertragenden Mundgeruch zu leiden. Oft werden
Verhaltensweisen von Personen, zu denen die Betroffenen Kontakt haben, als
Abwehrreaktionen gegenüber der vermeintlich vorhandenen Geruchbelästigung
interpretiert, ohne daß jemals ein offenes Wort darüber gesprochen wurde. Eine
psychisch bedingte „Halitosis" kann sich zu einer Phobie (Halitophobie)
ausweiten und ist eine ernste Erkrankung. Meist finden sich weitere psychische
Disbalancen. Diesen Patienten kann nur sehr schwer geholfen werden, in der
Regel nimmt keiner der Patienten das Angebot einer psychologischen Beratung
Jede Störung der oralen Physiologie, z. B. die Abnahme des Speichelflusses
(von Sialopenie bis Xerostomie) in Zusammenhang mit Dehydrierung infolge
Sekretionsneurose, Mundatmung, nächtlichem Schnarchen, anhaltendem
Sprechen (z. B. während eines Vortrages), einer Bestrahlungstherapie oder
starkem emotionalen Stress kann Anlass eines anomalen und intensiv riechenden
Atems sein. Durch Austrocknung der Schleimhäute kommt es besonders zur
Freisetzung biogener Amine, wie Putreszin und Kadaverin. Patienten während
einer Flüssigkeitsdiät, z. B. im Falle eines peptischen Ulkus, die Milchprodukte
oder Sahne konsumieren, entwickeln im allgemeinen Mundgeruch, da die
unangenehm riechenden Intermediärprodukte über den Tractus digestivus in den
Kreislauf gelangen. Hypopharynx- und Oesophagusblindsäcke, z. B. das Zenker-
Divertikel, verursachen einen starken Foetor. Hierfür ist der Zerfall der Nahrung
im Divertikel verantwortlich. Es treten dann Passagestörungen auf, die vor allem
bei Regurgitation einen verstärkten Foetor hervorrufen. Vergleichbares wurde bei
einer kongenitalen oesophago-bronchialen Fistel beobachtet.
Zu den lokalen Ursachen im Respirationstrakt zählen Entzündungsprozesse in der
Lunge, den Bronchien, in Trachea und Larynx, die zuweilen mit einem starken
Foetor ex ore auftreten. Hier kann der Foetor sowohl das Symptom einer
Bronchitis oder Pneumonie einschließlich Lungenabszeß, Lungengangrän oder
Begleiterscheinung eines malignen Prozesses sein.
Erkrankung Nachzuweisende Metabolite
Schwefelwasserstoff, aliphatische Säuren, Methylmercaptan, Dimethylsulfid
Tabel e 1: Flüchtige Metabolite in der Atemluft bei systemischen Erkrankungen
2.3 Verteilung der Ursachen, Epidemiologie
Angaben zur Häufigkeitsverteilung der beschriebenen Ursachen basieren meist
auf Daten aus Einrichtungen, die sich auf die Behandlung von Mundgeruch
spezialisiert haben und lassen deutliche Tendenzen erkennen. Repräsentativ
seien die Daten von Delanghe et al. (1999) näher aufgeführt. Von insgesamt 406
Patienten, die die interdisziplinäre Mundgeruchsprechstunde (Zahnarzt, HNO-
Arzt, Internist, Psychologe) auf suchten, waren bei 86 Prozent eine Ursache im
Mund und bei acht Prozent eine Erkrankung im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich
verantwortlich für den Mundgeruch. Bei fünf Prozent konnte keine Ursache
ermittelt werden. Nur bei zwei Patienten konnte eine systemische Erkrankung
oder eine Erkrankung des Gastrointestinaltraktes festgestellt werden. Die
Geruchsquellen im Bereich des Mundes verteilten sich wie folgt: 41 Prozent
Zungenbelag, 28 Prozent Parodontitis, 31 Prozent Gingivitis. Im HNO-Bereich lag
bei 71 Prozent eine chronische Tonsillitis, bei 19 Prozent eine chronische
Sinusitis, bei einem Patienten ein Fremdkörper in der Nase vor, und einmal wurde
Untersuchungen zeigen, dass auch bei Kindern Mundgeruch hauptsächlich orale
Die meisten epidemiologischen Daten zur Halitosis stützen sich auf Befragungen
und sind daher unter Vorbehalt zu betrachten, denn die eigene Einschätzung
darüber, ob man unter Mundgeruch leidet oder nicht, entspricht sehr häufig nicht
den Tatsachen. In einer Telefonumfrage in den USA gaben 60 Prozent der
befragten Frauen und 50 Prozent der befragten Männer an, sogenannte
kosmetische „breath freshener" zu benutzen.
Epidemiologische Untersuchungen aus Japan ergaben, dass 23 Prozent der
Untersuchten zu bestimmten Tageszeiten einen deutlich wahrnehmbaren
Mundgeruch aufweisen und etwa sechs Prozent dauerhaft unter Mundgeruch
3. Diagnostik
Die Behandlung von Halitosis macht nur Sinn, wenn unabhängig von den
Schilderungen des Patienten ein Foetor zu diagnostizieren ist und die Ursache
eingegrenzt werden kann. Die Behandlung psychischer Ursachen gehört nicht in
die Hände eines Zahnarztes. Dieses Vorgehen scheint keineswegs
selbstverständlich zu sein. So berichteten viele Patienten von Behandlungen
(Medikation, Tonsillektomie), die ohne Bestätigung der Geruchsymptomatik
3.1 Organoleptische Messung von Mundgeruch
„Organoleptisch" bedeutet in diesem Zusammenhang, Mundgeruch allein mit
dem Geruchssinn zu beurteilen und eine Einteilung in Schweregrade
vorzunehmen. Der Patient sollte einige Verhaltensregeln befolgen (Abb. 1).
Beurteilt wird die Stärke des Mundgeruchs beim Ausatmen durch Mund
respektive Nase und beim Sprechen in etwa zehn Zentimeter Entfernung vom
Patienten. Zum weiteren Eingrenzen der Ursache können Proben von
Interdentalräume etc.) beurteilt werden. Bei positivem Befund kann der Patient
aufgefordert werden, die Diagnose zu bestätigen.
Organoleptische Messungen sind zwar von fast jedermann durchführbar, aber
nicht unproblematisch. Die Geruchswahrnehmung und Interpretation variiert von
Person zu Person und wird zum Beispiel vom Menstruationszyklus, eigener
Halitosis, temporären Störungen des Geruchssinnes, der Kopfposition beim
Riechen und der Erwartung, was zu riechen sein wird, beeinflusst. Erfahrene
„Geruchsrichter" scheinen reproduzierbarere Ergebnisse zu liefern als
unerfahrene, Frauen scheinen besser geeignet zu sein als Männer.
Es kann aufgrund dieser Probleme und zur späteren Verlaufskontrolle hilfreich
sein, vertraute Personen des Betroffenen einzubeziehen, um zu ermitteln, wann
der Geruch auftritt und durch welche Maßnahmen er sich beeinflussen lässt. Ein
großer Nachteil organoleptischer Messungen ist psychischer Natur, denn die
ungewohnte Situation, an einem Patienten zu riechen, birgt ein gewisses Maß an
Peinlichkeit. Daher sind verlässliche instrumentelle Messungen wünschenswert.
3.2 Instrumentelle Messung von Mundgeruch
Erste Versuche, Mundgeruch mit technischen Hilfsmitteln zu untersuchen, gehen
auf Fosdick et al. zurück, die ein sogenanntes Osmoskop verwendeten. Heute
stehen zur instrumentellen Einschätzung von Mundgeruch im wesentlichen
Gaschromatographen und sogenannte Sulfid-Monitore zur Verfügung.
Mundgeruchsproben wurden von Tonzetich et al. entwickelt und weiter
verbessert. Ihre Untersuchungen bilden die Grundlage für die heute akzeptierte
Auffassung, dass flüchtige Schwefelverbindungen die wichtigste Komponente von
Mundgeruch oraler Genese darstellen. Wegen der hohen Kosten und der relativ
komplizierten Bedienung sind sie nicht für die Routineanwendung in der
Der Halimeter™ (Fa. Ansyco GmbH, Karlsruhe) ist ein zu Beginn der 90er Jahre
Schwefelverbindungen (Schwefelwasserstoff, Methylmercaptan, Dimethylsulfid)
in Luftproben. Zur Messung wird ein Strohhalm etwa vier Zentimeter in den Mund
eingeführt und über eine eingebaute Pumpe dem elektrochemischen Sensor Luft
Schwefelverbindungen wird auf einer Anzeige in parts per billion (ppb = Teilchen
pro einer Milliarde Teilchen) abgelesen und kann zur Dokumentation über einen
Schreiber ausgegeben werden. Die Messungen sind reproduzierbar und
korrelieren mit gleichzeitig durchgeführten organoleptischen Messungen.
Allerdings ist das Gerät nur in der Lage, flüchtige Schwefelverbindungen (VSC)
Schwefelverbindungen und reagiert empfindlich auf Alkohol. Man sollte sich
daher auf Halimeter-Meßwerte allein nicht verlassen, zwischen Geruch aus
Tonsillen und Halimeter-Messungen konnte zum Beispiel keine Korrelation
hergestellt werden. Als Normbereich werden Messungen zwischen 70 und 110
ppb VSC-Äquivalent angegeben. Da die gemessenen Konzentrationen auch von
Schwefelwasserstoff in höherem Maße in die Messung einfließt als
Methylmercaptan oder Dimethylsulfid, lässt sich kein eindeutiger Grenzwert
definieren, ab dem eine deutliche Geruchsbelästigung vorliegt. Trotz des
eingeschränkten Spektrums des Halimeters erfüllt das Gerät doch einige wichtige
Aufgaben. Es hilft Betroffenen, sich jemandem anzuvertrauen, ohne dass eine
peinliche Situation zu erwarten ist. Fühlen sich die Patienten erst einmal ernst
genommen, werden sie offen über das Problem sprechen. Das Absinken der
Messwerte im Verlauf der Behandlung kann als objektive Bestätigung des
Therapieerfolges dienen und hilft dem Betroffenen dabei, wieder Sicherheit im
Umgang mit anderen Menschen zu gewinnen. Man kann versuchen, Halimeter-
Messungen zu nutzen, Halitophobie-Patienten aufzuzeigen, dass kein Foetor
In Japan sind Sulfid-Semikonduktor-Monitore auf dem Markt (BB-checker™,
Tokuyama Corp., Tokyo, Japan). Neuere Studien zeigen, dass bei richtiger
Anwendung Messungen mit diesen Geräten mit gaschromatographischen und
organoleptischen Messungen korrelieren. In der Erprobungsphase befindet sich
eine sogenannte „künstliche Nase", mit der es möglich sein soll, unterschiedliche
Komponenten eines „Geruchscocktails" zu detektieren.
Da man sich an eigene Gerüche adaptiert, kommt es häufig vor, dass Personen
mit Mundgeruch nichts von ihrem Problem wissen. Von Mitmenschen ist meistens
keine Hilfe zu erwarten, weil das Thema tabuisiert wird. Neuerdings findet man im
Internet einen Service, Betroffenen gegen ein Entgelt von 40 US-Dollar einen
aufklärenden Brief zusenden zu lassen. Zur Selbsteinschätzung kann man
natürlich in die eigenen Hände hauchen, an benutzter Zahnseide oder an einem
Finger riechen, mit dem man über den dorsalen Anteil der Zunge gestrichen hat.
Will man ganz sicher sein, bleibt einem nichts anderes übrig, als eine Person
seines Vertrauens zu befragen, denn die Reaktionen fremder Personen werden
oft fehlinterpretiert. In Entwicklung sind kleine tragbare Geräte zum Nachweis von
Instruktionen: Ca. 4 Std. vorher am Tag der Untersuchung 48 Std. vorher Zwiebeln und Knoblauch vermeiden 3 Wochen vorher keine Antibiotikabehandlung Klassifikation: Wissenschaft 0 kein Geruch 0 kein Geruch 2 mittelschwer 4 extrem faulig
Abbildung 1: Organoleptische Untersuchung; Instruktionen, die der Patient befolgen sollte und
Graduierung der Stärke des Foetors. In wissenschaftlichen Untersuchungen werden meist fünf
Schweregrade gewählt, in der täglichen Praxis sollten drei bis vier ausreichen
4. Therapie
Der Nutzen vieler Hausmittel, wie zum Beispiel das Spülen mit Zitronen- oder
Salzwasser, das Kauen von Ingwerwurzeln, Petersilie, zerriebener Eischale oder
von Mastix, ist wenig untersucht. Chlorophyll-Dragees sollen sich den
nachgewiesenen desodorierenden Effekt zu Nutze machen, allerdings fehlen
kontrollierte Studien. Generell ist die Bekämpfung von Mundgeruch abhängig von
seiner Ursache. Es gibt daher keine Standardtherapie. Da geruchsbildende
Mikroorganismen in der Mundhöhle die Hauptursache darstellen, gehört die
Behandlung meistens in die Hände eines Zahnarztes. Ist der Zahnhalteapparat
betroffen, wird durch eine Intensivierung der häuslichen Mundhygiene,
regelmäßige Individualprohylaxe oder eine Parodontalbehandlung das Problem
beseitigt werden können. In Bezug auf die Mundhygiene liegt der Schwerpunkt im
Bereich der Interdentalräume, suboptimalen Kronenrändern und ähnlichen
Nischen. In vielen Fällen kommt der mechanischen Reinigung des dorsalen
Anteils des Zungenrückens eine wichtige Bedeutung zu. Diese einfache und
effektive Maßnahme ist für viele Patienten und Zahnärzte ungewohnt. Die
Zungenreinigung wird daher an dieser Stelle ausführlicher beschrieben.
Die mechanische Reinigung der Zunge gehört in anderen Kulturkreisen zur
„normalen" täglichen Mundhygiene und führt zu einer deutlichen Reduktion
flüchtiger Schwefelverbindungen und damit zu einer Reduktion von Mundgeruch.
Ein positiver Effekt stellt sich unmittelbar nach Belagentfernung ein. Die
Mundhygienemaßnahmen scheint außerdem die Menge plaquebildender
Mikroorganismen im Speichel deutlich senken zu können und kann bei älteren
Menschen eine Verbesserung des Geschmacksempfindens hervorrufen.
Tierversuche zeigen, dass regelmäßiges Reinigen der Zunge zu keinerlei
histologisch nachweisbaren Veränderungen der Zungenschleimhaut führt. Praktisches Vorgehen
Für die Zungenreinigung gibt es zahlreiche Produkte, die über den Prophylaxe-
Fachhandel, Apotheken und gut sortierte Drogerie-Fachmärkte bezogen werden
können. Üblich sind Bürsten, Schaber und eine Kombination von beidem. Die
Kunststoffstreifen, der zu einem Bogen geformt und dann mit der Kante über die
Zunge gezogen wird. Die Zunge sollte mit den Fingern, einem Waschlappen oder
einem Gazetuch an der Spitze gehalten und der Zungenreiniger von dorsal nach
ventral mehrere Male über die Zunge geführt werden. Es kann hilfreich sein,
dabei die Augen zu schließen, um den Würgereiz zu minimieren. Je nach Stärke
der Beschwerden muss die Zungenreinigung zur Erzielung eines länger
anhaltenden Effektes chemisch unterstützt werden. Dazu können die
Kaugummi an den Ort des Geschehens gebracht werden.
Nebenwirkungen nur kurz zur Sicherung der Diagnose eingesetzt werden. Auch
andere antibakteriell wirkende Verbindungen wie Cetyl-Pyridinium-Chlorid (CPC),
H2O2 und „Listerine" und die lokale Anwendung von Metronidazol zeigen eine
Mundgeruchsreduzierung, die aber geringer als die von CHX einzustufen ist. In
Israel und Großbritannien befindet sich ein Produkt auf dem Markt, das aus einer
Wasser-Öl-Emulsion und 0,05 Prozent CPC besteht. Es ist dadurch wirksamer
als vergleichbares Mundwasser, das nur CPC enthält. Für die erhöhte
Wirksamkeit ist vermutlich die lange Abgabe des Wirkstoffes aus den Öltröpfchen
und die Adsorption von Mikroorganismen an die Ölphase verantwortlich. Die
mundgeruchsreduzierende Wirkung von Zink-Ionen beruht darauf, mit flüchtigen
Schwefelverbindungen nicht flüchtige Zink- Schwefelverbindungen eingehen zu
können und auf ihren antimikrobiellen und enzym- hemmenden Eigenschaften.
Eine 0,1-prozentige Chlorindioxid-Lösung zeigte noch vier Stunden nach
einmaligem Spülen über 30 Sekunden eine größere Geruchsreduktion als ein
Placebo. Welcher Wirkstoff bevorzugt werden sollte, ist auf Grund des Fehlens
umfangreicher Vergleichsuntersuchungen schwer zu beantworten. Generell sollte
man sich nicht allein auf die Anwendung einer antibakteriell wirksamen
Mikroorganismen nimmt eine Schlüsselrolle ein.
Obwohl Mundspüllösungen als effektiver angesehen werden können als
gleichem Wirkstoffgehalt, können auch Zahnpasten einen Beitrag zur
Mundgeruch leisten. Natriumbikarbonat-Zusätze von über 20 Prozent führen
gegenüber einer Placebo-Zahncreme bei normaler Anwendung der Zahnpasta
(zwei bis drei Minuten) zu einer signifikanten Hemmung der Geruchsneubildung
über drei Stunden. Durch den Zusatz von Zink lässt sich diese Wirkung noch
verstärken. Für den Wirkmechanismus wird diskutiert, ob abrasive, antimikrobielle
oder desodorierende Wirkungen im Vordergrund stehen. Um bei ursächlicher
Beteiligung der Zunge chemische Wirkstoffe möglichst effektiv anwenden zu
können, kann Zahnpasta auch auf der Zunge verwendet werden. Die Applikation
einer experimentellen Zahnpasta mit Zink und Triclosan auf die Zunge führte zu
Placebozahnpasta auch noch nach vier Stunden
Zum Effektivitätsnachweis von Lutschpastillen und Kaugummi gibt es nur wenige
Untersuchungen. In einer Studie wurden zwei Sorten Lutschpastillen (Tic Tac®,
Odol nice®), ein Kaugummi ohne besondere Zusätze und zwei Sorten von
sauerstofffreisetzenden Pastillen (Desaquick ®, Desaquick forte®) untersucht.
Nur das Produkt Desaquick forte® war in der Lage, den am dorsalen
Zungenanteil zu beobachtenden Geruch über drei Stunden signifikant zu
reduzieren. Während Kaugummi allein keinen nennenswerten Effekt aufweist,
lässt sich durch zweimal zehnminütiges Kauen von Kaugummi mit Zink-Zusatz ein
Effekt erzielen. Experimentelle Kaugummis, die Epigallokatechin, Tee-Extrakte
oder Chlorophyll enthielten, zeigten nach fünfminütigem Kauen eine deutliche
Reduktion flüchtiger Schwefelverbindungen, die durch vorheriges Spülen mit
einer Knoblauch-Lösung inokuliert wurden. Über die Langzeitwirkung dieser
Substanzen auf bakteriell bedingte Halitosis ist wenig bekannt. In einer Studie
konnte durch die Applikation von Hefe-Zellen (Saccharomyces spp.) vor dem
Schlafengehen auf die Zunge nach sieben Tagen eine 80 prozentige Reduktion
der VSC und eine 88 prozentige Reduktion des Zungenbelages hervorgerufen
werden. Wahrscheinlich sind für diesen Effekt die von der Hefe produzierten
Proteinasen und Proteinkinasen verantwortlich. 5. Behandlungskonzept für den Zahnarzt
Als Beispiel sei hier das Konzept der Halitosissprechstunde der Charite Berlin
aufgeführt: Zunächst wird eine umfangreiche Anamnese mit Evaluation des
Halitosisentstehung (Rauchen, Schnarchen, Mundatmung, Wechseljahre, Trink-
und Essverhalten, Stress, Mundhygienegewohnheiten) erhoben. Danach erfolgt
eine Klassifikation des Patienten, indem organoleptisch und mit Hilfe des
Halimeters festgestellt wird, ob tatsächlich Mundgeruch vorliegt. Ist Mundgeruch
vorhanden, muss die Ursache ermittelt werden. Sind alle zahnmedizinischen
Parameter unauffällig, muss der Patient an einen HNO-Arzt beziehungsweise an
einen Internisten überwiesen werden. Ist kein Mundgeruch vorhanden, wird dieser
Sachverhalt dem Patienten mitgeteilt. Der Patient bekommt dann in der Regel
einen zweiten Termin und wird aufgefordert, eine ihm nahestehende Person
mitzubringen, die seine Angabe bestätigt. Gegebenenfalls muss der Patient zur
Sicherung der Diagnose noch von einer zweiten Person untersucht werden.
Lässt sich auf keinem Wege ein Foetor feststellen, sollte dem Patienten eine
psychologische Behandlung angeraten werden.
Wurde eine orale Ursache ermittelt, wird der Patient individualprophylaktisch
betreut. Je nach Ursachenschwerpunkt werden seine Zunge und sein Gebiss
adäquat gereinigt. Zur Sicherung der Diagnose wird zusätzlich zu den
mechanischen Hilfsmitteln eine Woche lang morgens und abends Chlorhexidin
als Gel oder Spüllösung eingesetzt. Nach einer Woche erfolgt eine
organoleptische Reevaluation inklusive Halimeter-Messung. Tritt keine oder nur
eine leichte Besserung in den organoleptischen und instrumentellen Messungen
auf, kann eine primär orale Ursache ausgeschlossen werden, und der Patient
muss zur weiteren Evaluation der Ursache überwiesen werden. Das Chlorhexidin
wird in jedem Fall abgesetzt. Tritt eine Besserung ein, wird der Patient etwa nach
einer Woche wieder einbestellt. Während dieser Zeit werden keine chemischen
Hilfsmittel verwendet. Nach erneuter Reevaluation wird entschieden, ob
chemische Hilfsmittel zur Unterstützung eingesetzt werden. Entscheidend für eine
erfolgreiche Behandlung ist eine Erfolgskontrolle sämtlicher empfohlener
Maßnahmen. Der Patient wird erst ins langfristige Recall entlassen, wenn die
Beschwerden für ihn und sein Umfeld ein erträgliches Maß angenommen haben.
In jeder Sitzung wird der Zustand der Zunge aufmerksam beobachtet.
5.1 Wie biete ich eine Halitosisbehandlung an?
Man sollte Betroffene auf die gleiche Art und Weise auf Halitosis aufmerksam
machen, wie man ihnen mitteilt, dass sie eine Karies, eine Parodontitis, eine
Leukoplakie oder einen verlagerten Weisheitszahn besitzen. In der Regel werden
sie für Hilfe dankbar sein, denn sie wissen möglicherweise nichts von ihrem
Problem, wissen nicht, an wen sie sich wenden können, oder sind schon oft
erfolglos behandelt worden. Eine elegante indirekte Möglichkeit ist es, ein oder
zwei Fragen in den allgemeinen Anamnesebogen aufzunehmen. Kreuzt der
Patient an, dass er glaubt, Mundgeruch zu haben, kann man das Thema sehr
leicht aufgreifen. Da in den meisten Fällen eine individualprophylaktische
Betreuung bei der Behandlung von Halitosis sinnvoll ist, kann man Halitosis auch
zu Motivationszwecken einsetzen. So scheint der Anteil dauerhafter Nutzer von
Zahnseide bei Patienten, die wegen Halitosis behandelt werden, höher zu sein
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CAFFEINE ITS ACTION IN THE BODY AND COMMON SOURCES Caffeine is a drug used by millions of people daily. Its stimulant qualities are known and are generally enjoyed by the people who consume caffeine. Many people may experience undesirable effects of caffeine stimulation of the body and mind. The following information on the effects and sources of caffeine is provided to help you and yo
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